Da gibt es den neuen Idealismus und scheinbar eine ganze Generation mit neuen Ideen und zugleich die Verbieger, Abzocker, Spammer und Suchmaschinenoptimierer, die im Gegensatz zu Ersteren richtiges Geld verdienen, indem sie aus der schier unerschöpflichen Menge der Dummheit profitieren, die eine Milliarde Internetnutzer zwangsläufig mit sich bringt.
Absolut jedes Mittel ist recht um bei der Suchmaschine mit den sechs Buchstaben unter den ersten 10 zu landen. Erfolg hat, wer skrupellos vorgeht und alle Webstandards unterläuft, verbiegt und missbraucht. Besonders beliebt bei den Suchmaschinenoptimieren: Blogs!
Wie schon beschrieben entsteht mit dem installieren einer Blog-Software in wenigen Minuten eine scheinbar vollwertige Website, die zudem von der Suchmaschine mit den 6 Buchstaben im Zuge des Blog-Booms besonders wohlwollen beachtet wird. Erst eine Domain per 301 eine Weile auf Yahoo zeigen lassen bis fetter PageRank, Blog mit irgendwelchem idiotischem Text drauf und rein mit den Backlinks until tender.
Aber es gibt Hoffnung. Als 1999 alle Suchmaschinen wegen ihrer trivialen Indizier-Algorhythmen komplett unbrauchbar waren kamen diese beiden Stanford-Typen und waren einfach nur eine Spur schlauer. Längst sind deren Suchergebnisse genauso wenn nicht noch schlechter als 1999, aber das positive Image der bunten Buchstaben hält noch immer an.
Der Ebay-Boom zum Beispiel ist klar vorbei, man könnte sagen Ebay ist „out“. Kluge Strategen im Unternehmen sahen diesen Trend voraus und ersannen als Gegenmaßnahme neben dem Zukauf von Paypal und Skype das neue Produkt „Ebay Express“. Die Vorraussetzung um in den erlauchten Kreis der sog. Profi-Händler aufgenommen zu werden sind jedoch denkbar niedrig: Eine Email innerhalb von einem Tag beantworten und ein Paket innerhalb von zwei Tagen verschicken und BOOM! Ebay Express! Ergebnis ist alter Wein aus neuen Schläuchen. Unter leicht anderem Namen tummeln sich genau die selben „Platin Powerseller“ wie vorher. Die Leute kaufen Ihre Sachen wieder lieber im Geschäft wo sie sie vorher anfassen und hinterher direkt mitnehmen können.
Auch erwähnte Suchmaschine wird nicht ewig so scheinbar untastbar populär bleiben wie bisher. Das eigene Bezahlsystem z.B. scheint ein richtiger Reinfall geworden zu sein und man ist momentan durch zuviele Aktivitäten dabei, das positive Markenimage zu überdehnen. Fast drängt sich der Gedanke auf, die Suchmaschine hat die Rolle des bis dato unanfechtbaren Monopolisten für Betriebssysteme übernommen und ist dabei, neue Standards zu diktieren.
Der Monopolist weiß noch immer nicht nicht, wie ihm geschieht denn bisher war er doch immer das junge neue Vorzeigeunternehmen mit der coolen Unternehmenskultur. Und jetzt kommt da plötzlich diese neue Generation von Computer-Hippness die 20 Jahre jünger ist, noch coolere Unternehmenskultur hat und ihm massiv die Schau stiehlt?
„Gründe eine Tochter!“ möchte man dem Monopolist zurufen, eine, die zwar offiziell dir zugehörig aber ansonsten unabhängig erscheint und mit diesem wunderbaren neuen Image ausgestattet werden kann, dem alle jetzt so bedingungslos vertrauen. Gib ihr einen Namen mit bunten Buchstaben, dir wird schon was einfallen bzw. auch nicht, dann mach’s halt wie bisher und kopiere einfach anderer Leute Ideen und besorge den Rest über deine Marktmacht.
Unternehmen mit den bunten Buchstaben, mache genauso weiter wie bisher, dein Vertrauensvorschuss wird bestimmt noch ein bis zwei Jahre anhalten. Diese Zeit gilt es so profitabel wie möglich zu nutzen ehe eine völlig unvorhergesehene technische, soziale oder egal welche Entwicklung all die jetzige Herrlichkeit womöglich über Nacht wegwischt.
Was denken wohl all die unschuldigen kleinen TCP/IP und UDP Pakete, die wie verrückt mit Lichtgeschwindigkeit (oder fast) um den Erdball eiern müssen, um den ganzen vielen Content und Schwachsinn und Porno von A nach B zu transportieren. Sagt das eine zum anderen: „Hey, ich hab‘ gerade eine Irre Fahrt hintermir als ich das Voting von diesem einen User bei penis.de für die seiner Ansicht nach durchschnittliche Länge transportiert habe!“. „Das ist garnichts,“ sagt das andere: „ich hing gerade über eine Stunde in einem Editor Flame War fest, VI oder Emacs! Haben die eigentlich nichts besseres zu tun?“