DDIM – Didn’t Do It Myself

Sagenhaft! Wie slick es hier aussieht… Das Verrückte dabei: Ich habe NICHTS getan! Ging völlig automatisch per nächtlichem WordPress-Update. Nichts mehr zu tun ist ein Trend, der zusammen mit dem neuen Look dazu inspiriert, nach fast drei Jahren mal wieder was zu schreiben.

Erstens: New Yorks tausendfach postkartengeschädigte und trotzdem immer wieder anheimelnde Skyline in edlem schwarzweiß, etwas überbelichtet, nach Süden blickend. Wenn mich nicht alles täuscht ist das Empire State an der 34sten Straße zwischen 5ter und 6ter Avenue. Ergo könnte das Foto von einem Gebäude z.B. an der 42sten Straße aufgenommen sein, neben der 34sten eine der wenigen, auf denen man in beide Richtungen fährt.

Habe ich das Foto aufgenommen? Bin ich ein cooler New Yorker mit eigenem Blog? Absolut nicht, ich schmücke mich nur mit fremden Federn, die ich in diesem Fall noch nicht mal selbst aussuchen musste. Sie sind einfach da und ich sehe damit gut aus. Hätte ich nicht zufällig nachgesehen würde ich es noch nicht einmal bemerken.

In 2016 setzt sich ein Trend fort: Man braucht rein gar nichts mehr selbst zu denken oder schaffen um sich zu profilieren oder auch nur im Straßenverkehr zurecht zu finden. Noch nicht mal einn Suchbegriff muss man zuende schreiben, es ist einfach alles hochglänzend schon fertig. „User Generated Content“ weicht „Prefab Slickness“, denn die meisten User können ja in Wahrheit selbst gar nichts generieren oder kreiren, viele nicht mal kopieren.

Man muss andersherum betrachtet mit viel Willenskraft gegen immer wieder aufkommende Impulse das Navi ausgeschaltet lassen um sich zu erinnern, dass man auch noch selbst von Hamburg nach Köln findent und zurück. In zehn Jahren wird man sich dagegen mit Unglauben und Verwunderung an die Zeiten erinnern, als man sein Auto noch selbst steuern musste.

Und dann das ganze Profilieren, Schlüsseltätigkeit des modernen Menschen in einer Industriegesellschaft. Das Smartphone macht einem anhand des Bewegungsprofils automatisch ein cooles Hollywood-Style Reisetagebuch mit Karten und Fotos, fertig zum „teilen“. Hat man, wo immer man auch war mit dem Telefon ein paar kurze Videos gedreht, entsteht über Nacht ein professionell nachbearbeiteter und geschnittener Film unterlegt mit Musik, die man gemäß des eigenen Hörprofils mag. Und das schlimmste ist: Es funktioniert.

Die Mega-Industrie hinter der Produktwelt bedient schon immer den Markt der menschlichen Passivität. Am besten verkauft sich, was das Leben bequemer macht und einen gut aussehen lässt. Erstaunlich spät überträgt sich das nun in die Online-Welt, in der man bisher ja noch irgendwie aktiv sein muss und sei es nur, indem man mal einen lustigen Halbsatz bei Facebook postet.

Wer oder was einen ohne etwas dafür zu verlangen gut aussehen lässt, zu dem entwickelt man eine erstaunliche Loyalität, in dessen Nähe hält man sich naturgemäß gerne auf. Teilt sich aber nun die Menschheit noch stärker in passive Verbraucher und Kreative in der Industrie, die alles schon vorgekaut fertig haben? Wird man noch jemals liebevoll ein Fotobuch von einer Reise zusammenstellen, wenn es schon längst fertig mit neuster cooler Indie-Musik auf dem Server liegt oder Website schon mit impress.ly zusammengestellt ist?

Vielleicht – und das ist wie alles hier nur eine unmaßgebliche Meinung – wird die Fähigkeit selbst zu denken und zu handeln in Zukunft noch seltener und damit wertvoller. So wie in den 90ern der computeraffine Bekannte gesellschaftlich die Rolle des Autobastlerkumpels übernahm („Schatzi, ich mach‘ dir dein Auto!“), so könnte einen in Zukunft die Fähigkeit, ein Bild zu malen, einen Schraubenzieher am richtigen Ende anzufassen oder ein Auto selbst zu steuern zu einem Teil einer gesellschaftlichen Elite werden lassen.

Lexware Financial Office Pro schafft Updates ab

Hauffe, Freiburger Verlag hinter der Marke Lexware und Anbieter betrieblicher Software-Produkte im semiprofessionellen Bereich hat für 2014 seine Zwangs-Updates abgeschafft. Der Nutzer des Flagschiff-Prdukts „Financial Office Pro“ musste z.B. bisher – wohlgemerkt ohne darauf beim Erstkauf jemals hingewiesen worden zu sein – zweimal im Jahr im Juni und Dezember ein kostenpflichtiges Update erwerben, das preislich bei etwas über der Hälfte des Vollproduktes lag. Als Begründung werden stets „gesetztliche Gründe“ angegeben, die bei näherem hinsehen die Kosten keineswegs rechtfertigen. Die weitere Nutzung ohne Update war nicht möglich.

Lexware hat diese unlautere Praxis nun endlich aufgegeben, was wohl kaum freiwillig geschehen sein dürfte. Stattdessen muss der Nutzer nun jedes Jahr eine neue Vollversion kaufen und wird – oh Wunder – nun schon vor dem ersten Kauf darauf hingewiesen. Natürlich klingt dies in der eigenen Beschreibung dann ganz wunderbar, von „vielen Vorteilen“ ist die Rede, es sind im Gegensatz zu vorher genau gar keine, und davon, dass dieses „neue“ Lizenzmodell „voll fair“ sei.

Wer sich diese Softwareprodukte mal von innen anschaut wird sich weit weniger fair behandelt fühlen sondern stattdessen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wären die Produkte der Freiburger doch nur halb so gut wie ihr stets vollmundiges Marketing.

Edward Snowden, der NSA, Lügen und Videoband

Denkt endlich mal jemand einen Meter weiter und versteht, was uns hier gerade passiert? Das ganze schöne Internet eine einzige große Abhörmaschine. 500 Millionen deutsche Verbindungsdaten monatlich direkt an die Amis. Warum nicht gleich alle, oder sind das am Ende schon alle? Auch egal. Es macht keinen Spaß mehr, das Netz zu nutzen und neue, schöne Sachen dafür zu entwickeln. Man hat Lust, seinen Computer wegzuschmeißen und sich wieder eine Schreibmaschine zu kaufen.

Klar muss jedem spätestens an diesem Punkt sein: Es wird alles getan, was technisch möglich ist. Dieser Satz verdient es, wiederholt zu werden: Alles was technisch möglich ist wird getan. Noch unbestätigt – mal sehen was als der Guardian als nächstes bringt – aber nur folgerichtig ist, dass die amerikanischen Betriebssystemhersteller nicht erst seit dem Patriot Act für die eigenen Geheimdienste Hintertüren vorsehen. Frau Merkel weiß schon (oder wahrscheinlich auch nicht, aber das ist wieder ein anderes Thema), warum sie kein iPhone hat.

Dies würde zumindest erklären, warum der berühmte Bundestroyaner in Deutschland entwickelt werden musste. Es gab mangels Bedarf schlicht keine entsprechenden Produkte aus den USA, die man statt dessen hätte anschaffen können. Was bedeutet eine Hintertür in einem Betriebssytem? Vollzugriff auf alle Daten und Funktionen, Kameras, Mikrofone, Sensoren, GPS. Wieviele nicht-amerikanische Betriebssystem für Recher und Smartphones kennen wir? Na gut, wir kennen ein paar, aber wieviele kennt der normale Verbraucher?

Leider reiht sich der weltgrößte Datenskandal, wenn er denn mal als solcher wahrgenommen wird nahtlos in die Reihe der vielen anderen Legenden. Lance Armstrong hat nie gedopt. Der Irak hatte Massenvernichtungswaffen. Die Berliner Demonstranten waren selbst Schuld am Tod Benno Ohnesorgs. Kernkraft ist sicher. Die Geheimdienste verstoßen nicht gegen geltendes Recht. In Fukushima gab es keine Kernschmelze. Es lohnt sich mitunter, offiziellen Versionen der Wahrheit erstmal per se zu misstrauen, denn so vieles entpuppt sich irgendwann als eine einzige, riesengroße Lüge. Noch sind die Gedanken frei.

Die immer noch große öffentliche Gelassenheit im Umgang mit diesem Thema aber verwundert wenn man sich darüber klar wird, wer uns da eigentlich abhört. Edward Snowden ist ein sehr, sehr mutiger Mann. Gleiches gilt für Chelsea (Bradley) Manning, die/den man nur noch bei der neuzeitlichen medialen Hinrichtung, dem Perp-Walk sieht.

Deutsche Telemedien Inkasso GmbH, DTMI

Die „Deutsche Telemedien Inkasso GmbH“ ist eine dieser erstaunlichen Firmen, die die Telefongebühren der ebenso erstaunlichen TV-Hotlines einzutreiben versuchen. In Ländern wie der Schweiz sind die Zeiten von „Mehrwertdiensten“, „Premium Rate Numbers“, „Hard To Reach“ oder wie man horrend teure Telefonnummern sonst noch elegant umschreibt längst vorbei weil verboten.

In Deutschland erfreut sich die Branche dagegen weiterhin großer Freiheit. Selbst das Öffentlich Rechtliche Fernsehen veranstaltet häufig „Gewinnspiele“ für „nur 49 Cent pro Anruf“. Folgend aber eine kleine persönliche erlebte Geschichte samt Schriftwechsel als heiterer Ausflug in die Sprache der erstaunlichen Inkasso-Welt. Falls jemand unter den Lesern mal sein eigenes „Institut“ eröffnen möchte findet er darin sicher interessante Anregungen.

Mein Großvater hatte irgendwann in einer schlaflosen Nacht dem armen TV-Mädchen vor der damals noch neuartigen Rätselwand die Lösung ihrer mäßig schweren Rechenaufgabe zu verraten versucht. Natürlich erreichte er nur ein Band, denn dem Mädchen war alle Mathematik in Wirklichkeit ganz egal und die Sendung wahrscheinlich sowieso nur eine Aufzeichnung.

Die 1,78 Euro Gebühren für diesen Anruf wären mit Sicherheit wie alles andere sofort von ihm bezahlt worden, hätte es da nicht irgendeine heute nicht mehr herauszufindende Besonderheit gegeben. Mehr als zwei Jahre später jedenfalls, mein Großvater hatte inzwischen das Zeitliche gesegnet, schrieb ihm die Deutsche Telemedien Inkasso GmbH, DTMI:

Ãœberfällige Forderung aus der Nutzung der […] über Ihren Telefonanschluss […] abgerechnet von der […] GmbH über Ihre Telekom-Rechnung vom […], Rechnungsnummer […]

Sehr geehrte(r) Frau/Herr […],
trotz unseres ersten Aufforderungsschreibens von vor 2 Wochen wurde die im Betreff dieses Scheibens näher bezeichnete Forderung unserer Klientin ohne Rechtfertigungsgrund nicht beglichen. Damit wurde die Chance vertan, die Angelegenheit schnell, unbürokratisch und kostengünstig zu erledigen.

Ursprünglich belief sich die Forderung auf EUR 1,78. Wie Sie oben abgedruckter Forderungsaufstellung entnehmen können, ist die Forderung gegen Sie aufgrund Ihrer Nichtzahlung mittlerweile auf 42,03 angewachsen.

Bestandteil des weiteren Spezialinakassoverfahrens ist unter anderem grundsätzlich auch eine Meldung überfälliger, unbestrittener Forderungen an Gläubiger-Schutzverbände. Hierzu verweisen wir auf die unten abgedruckten SCHUFA-Informationen.

Weitere Inkassoschritte können unterbleiben, wenn die offene Gesamtforderung von EUR 42,03 bis spätestens zum […] an uns überwiesen wird.

Sollten wir bis zu diesem Zeitpunkt keine positive Reaktion Ihrerseits erhalten, müssen wir weitere juristische Mittel ausschöpfen, um unserer Klientin zu Ihrem – von Ihnen geschuldeten – Geld zu verhelfen.

SCHUFA-Information
Wir weisen darauf hin, dass wir Daten über außergerichtliche bzw. gerichtliche Einziehungsmaßnahmen bei überfälligen und unbestrittenen Forderungen an die SCHUFA HOLDING AG, Kormoranweg 5, 65201 Wiesbaden übermitteln. Soweit nach Übermittlung dieser Information solche Daten aus anderen Vertragsverhältnissen bei der SCHUFA anfallen, können wir hierüber ebenfalls Auskünfte erhalten. Vertragspartner der SCHUFA sind vor allem Kreditinstitute sowie Kreditkarten- und Leasinggesellschaften. Daneben erteilt die SCHUFA auch Auskünfte an Handels-, Telekommunikations- und sonstige Unternehmen, die Leistungen und Lieferungen gegen Kredit gewähren. Die vorgenannten Datenübermittlungen dürfen nach dem Bundesdatenschutzgesetz nur erfolgen, soweit dies nach der Abwägung aller betroffenen Interessen zulässig ist.

Bei der Erteilung von Auskünften kann die SCHUFA ihren Vertragspartnern ergänzend einen aus ihrem Datenbestand errechneten Wahrscheinlichkeitswert zur Beurteilung des Kreditrisikos mitteilen (Score-Verfahren).

Weitere Informationen über die SCHUFA erhalten Sie unter www.meineschufa.de.

Ein fast schon virtuoses Anschreiben! Intensiver kann man innerhalb einer einzigen A4-Seite wohl kaum auf deren Empfänger einwirken. „Aufforderungsschreiben“ ist direkt eine hervorragende, wenn auch auf den zweiten Blick sinnfreie Wortschöpfung. „Rechtfertigungsgrund“ gibt es als Wort eigentlich so auch nicht, drückt aber in seiner Länge so schön auf die Moraldrüse. Und jetzt kommt’s: Wir haben eine Chance vertan! Das erfüllt mit Wehmut. (Und lässt die Erinnerung wach werden an eine Fernsehwerbung für Gedenkmünzen zur Deutschen Einheit mit „garantierter Wertsteigerungs-Chance“, „bestellen Sie jetzt telefonisch!“).

Nun wird nochmal über die Höhe der Forderung informiert und wie sehr sie nur durch unser Fehlverhalten gestiegen sei. Dabei ist es interessanterweise plötzlich doch möglich, spezifische Daten in den Standardtext einfließen zu lassen, bei der Anrede klappte das offenbar nicht.

Jetzt kommt es an der dramaturgisch völlig richtigen Stelle zum fettgedruckten Höhepunkt: Der Wink mit der Keule „SCHUFA“, deren Namen man übrigens immer in GROSSBUCHSTABEN schreiben muss, damit er angsteinflößender wirkt, sowie auf deren „unten abgedruckte“ Informationen. Wer es nicht wissen sollte, die Schufa GmbH ist einfach nur eine von vielen privaten Auskunfteien, die Ihre Daten aus den Handelsregistern abschreiben und ansonsten auf die Informationen Ihrer Kunden angewiesen sind. Schön hier auch der Ausdruck „Spezialinkassoverfahren“.

Im Abgang dann nochmal der Aufruf zur Zahlung mit Betrag und Frist im Fettdruck und die Drohung mit „weiteren juristischen Mitteln“ sowie die interessante Verwendung von Gedankenstrichen für „von Ihnen geschuldeten“ um quasi noch im Weggehen den moralischen Druck ein bisschen weiter zu erhöhen.

Nun folgen im eigenen Belehrungskasten die angekündigten Schufa-Informationen, die an dieser Stelle eigentlich redundant bzw. sachlich unnötig sind. Sie dienen wohl einzig dem Zweck, die Sache noch ein bisschen aufzublasen und möglichst oft das Wort „SCHUFA“ und „gerichtlich“ unterzubringen. Kurioserweise bekommt der Verfasser beim Datenschutz dann doch ein wenig Angst vor der eigenen Courage.

Kurz und gut, einer der Nachkommen schickte in der unschuldigen Hoffnung, man würde daraufhin vom toten Vater ablassen dessen Sterbeurkunde. Doch da kannte er die DTMI und ihre Entschlossenheit schlecht, auch bei Verstorbenen noch 1,78 zuzüglich inzwischen 60 Euro „Inkasso-Kosten“ einzutreiben. Es ist unklar, wie sie ermittelt wurde aber nun schrieb man die Witwe an.

Diese nutzte indes keinen der eifrig jedesmal mit höheren Beträgen vorausgefüllten Ãœberweisungsträger auf den Rückseiten der Schreiben. Vielmehr überwies sie irgendwann einfach 1,78 Euro, inklusive Zinsen großzügig auf glatte 1,95 Euro aufgerundet mit dem Vermerk „Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“.

Dieser Vermerk ist wichtig, denn ohne ihn wird mit der Teilzahlung automatisch auch die Gesamtforderung anerkannt. So aber hätte sich selbst die Deutsche Telemedien Inkasso GmbH vor Gericht wohl nur noch blamieren können (falls nicht schon der Fall;). Es folgten weitere, allerdings schon deutlich weniger enthusiastische Briefe der DTMI und der Spuk aus Köln war vorbei.

Smart Birne wechseln

Erst wollte ich mit dem Ding keinen Meter fahren, inszwischen benutze ich den Smart fast nur noch. Er ist in der Stadt einfach zu praktisch, parkt überall und das noch völlig legal. Die Steuer sinkt demnächst auf 27,- pro Jahr (!), eine echte Sparbüchse.

Wehe aber, man möchte jemals eine Scheinwerferbirne wechseln. Beim Versuch, das mal eben an der Tankstelle zu erledigen möchte man nach kurzer Zeit dem Konstrukteur bzw. dem Designer das Auto um den Hals wickeln.

Niemals zuvor habe ich eine derart dämliche Konstruktion gesehen. Die Birnen sind nur durch die sog. „Serviceklappen“ und nur für Menschen mit extrem dünnen Handgelenken, biegsamen Armen und in den Fingerspitzen eingebauten Kameras überhaupt erreichbar.

Nach ca. 10 Minuten gelingt es dem besonders geschickten und geduldigen Smartfahrer, die Schutzkappe zu entfernen und dieselbe dabei nicht in den Untiefen der Karosserie zu verlieren. Weitere 10 Minuten erfordert das Abziehen des richtig schön festsitzenden Kabelschuhs, möglichst ohne sich an irgendwelchen scharfkantigen Teilen den Handrücken aufzuschlitzen.

Ist das geschafft, muss einem nur noch das Kunststück gelingen, die beiden Federbügel links und rechts der Birne zu lösen, wie alles zuvor vollkommen blind versteht sich. Die Bügel müssen leicht in Fahrtrichtung gedrückt und dann in Fahrtrichtung nach links ausgehakt werden. Wenn man vor dem Wagen steht und bis zum Oberarm in der Serviceklappe steckt folglich also nach rechts.

Nun die alte Birne vorsichtig entnehmen und dabei nicht verlieren. Neue Birne mit der großen Kerbe nach oben einsetzen, mit einem Finger festhalten und mit den Verbleibenden die beiden Federbügel wieder einhaken. Kabelschuh wieder aufstecken (geht richtig schön schwer).

Jetzt unbedingt erst Licht einschalten denn in 90% der Versuche sitzt die Birne doch irgendwie falsch herum und leuchtet zum Mond. Sitzt sie richtig, Deckel wieder drauf (10 Min), Serviceklappe zu und tief durchatmen.

Alternativ zu dieser Proze- bzw. Tortur zum nächsten Smart-Händler fahren, dort nimmt man es mit Fassung. Als ich einem Mitarbeiter wortlos eine Ersatzbirne in die Hand drückte schmunzelte er nur und baute sie dank Werksausbildung und täglichem Training in 5 Minuten ein. Meinen angebotenen 5 Euro winkte er mit den Worten „gute Fahrt“ ab. Mein Smart und ich sind wieder versöhnt.

Servicewüste Deutschland 2.0, zwei Roboter setzen sich schachmatt.

Das größere Webhosting-Paket von 1&1 reicht leider auch nicht, Shell-Zugriff, eigene Daemons und Cronjobs werden leider gebraucht. Also das Paket wieder einfach upgraden… Äh, geht nicht! Man kann nur auf einen Root-Server upgraden, nicht auf einen vServer, warum steht da nicht.

Das irgendetwas, was der Kunde will „nicht geht“, das darf es eigntlich überhaupt nicht geben. Also wieder in die wohlbekannte Voicetree-Hölle von 1&1, aus den bekannten Gründen zum Preis von 79 Cent pro angefangener Minute. Inzwischen kennt man schon einigermaßen den Rhythmus und die Reihenfolge, in der man für Beobachter völlig gestört wirkend der Maschine am anderen Ende Zahlen und Worte zurufen muss.

Als Neuerung spielt einem das Telefonie-System diesmal nach durchlaufen des gesamten Prozessen noch etwa 3 Minuten spährische Ambientmusik vor, bis sich – oh Wunder – tatsächlich ein Mensch meldet. Dieser versteht gottlob die Lage schnell und ruft wie bei Callcentern in der Fachabteilung an. „Fachabteilung“ ist Callcenter-Code für „beim Kunden“. Er ruft also bei United Internet in Montabaur an und muss sich erstmal durchfragen, was entsprechend dauert.

Nach einiger Zeit meldet er sich wieder und bietet eine lobenswert pragmatische Lösung an: vServer bestellen und Webhosting mit Case-ID per Fax stornieren. Sehr gut! Bei der Bestellung des vServers gibt es nun allerdings einen völlig anderen Bestellablauf als bei den Webhosting-Paketen. Hier erfolgt ein automischer Anruf, den man annehmen und einen vierstelligen Freischaltcode auf der Telefontastatur eintippen muss.

Moderne Telefonanlagen fordern zum Schutz vor Telemarketing annonyme Anrufer auf, zunächst die eigene Nummer einzutippen. In Outbound-Callcentern besorgt der Computer das wählen, der Callcenter-Agent kann selbst keine Nummer eingeben. Somit ist man vor den lästigen Hochdruck-Verkäufern, die einem mitunter schonmal telefonisch den Tag versauen können endlich wirksam geschützt.

Unsere Telefonanlage beherrscht dieses wirklich gute Feature. Der automatische Anruf von 1&1 erfolgt leider aber ebenfalls annonym und das System ist dummerweise nicht schlau genug, einen Ansage zu verstehen und eine Nummer einzugeben. Zwei Roboter setzen sich schachmatt!

Herkömmlicherweise muss man für jede Änderung in professionellen Telefonanlagen für teures Geld den Techniker rufen, das ist bei uns glücklicherweise nicht so. Also in die Tiefen der Anlagenkonfiguration und das besagte Feature abstellen in der Hoffnung, das der 1&1-Automat vielleicht mehrmals anruft. Aber: Der 1&1 Automat ruft nicht mehrmals an.

Halt: Neben der Beschreibung des telefonischen Freischaltvorgangs am Ende der Onlinebestellung ist ein kleines unscheinbares Fragezeichen. Wenn man daruf klickt klappt ein DIV-Tag auf und beschreibt eine alternatives Verfahren: „Gehen Sie in den Kundenbereich und wählen Sie unter ‚Meine Daten‘ den entsprechende Serververtrag aus und klicken Sie auf ‚Freischalten'“.

Leider kann man aber unter „Meine Daten“ keinen Serververtrag auswählen sondern wenn überhaupt nur unter „Meine Pakete“. Unter „Meine Pakete“ ist aber der neue Serververtrag leider nicht vorhanden. Wo also werden wir uns gleich gezwungenermaßen wieder hinbegeben müssen? Richtig, in die wunderbare Voicetree-Hölle von 1&1.

P.S. Gerade klingelt das Telefon mit einem annonymen Anruf. Freudig hebe ich ab in der Hoffnung, es ist der 1&1-Computer. Doch weit gefehlt, es ist ein Outbound-Callcenter…

Servicewüste Deutschland: 1&1

1&1 Homepage Basic bestellt, alles ging glatt. Festgestellt das keine Datenbank vorhanden (sowas gibt’s noch?..). Also Upgrade auf „1&1 Homepage Perfect“. Leider keine Cronjobs und kein Shell-Zugang. Ok, das war unser Fehler, ich habe nicht so genau hingesehen. Ehrlich gesagt fällt es mir auch zunehmend schwerer, auf Websites überhaupt noch etwas zu sehen…

Also noch Upgrade auf einen vServer. Jetzt fängt die Geschichte an. Im Webinterface heißt es lapidar: Ein Upgrade ist nur alle 30 Tage möglich. Hää? Warum das denn jetzt? Also bei 1&1 anrufen über eine 0900er Nummer. Die sind über unseren Carrier aus gutem Grund gesperrt, also per Handy anrufen, 79 Cent pro Minute.

Jetzt beginnt die Voicetree-Hölle. Die Kundennummer kann noch per Tastatur eingegeben werden, allerdings nur währen kurzer, nicht kenntlich gemachter Zeitintervalle. Erst beim Wiederholen der Nummer durch das IVR findet man das langsam heraus. Beim dritten Versuch klappt es dann.

Jetzt geht der Voicetree weiter, nun allerdings nur noch per Spracheingabe. Welche Erniedrigung für einen Menschen mit einer überaus strengen und pingeligen Maschine sprechen zu müssen. Nach weiteren drei Runden und Eingaben schließlich ein Mensch.

Der Mensch hat leider keine aktuellen Daten und kann zu der Sache nichts sagen, ist aber freundlich und gibt eine weitere 0900er Nummer bekannt, unter der man uns angeblich direkt weiterhelfen kann.

Also wieder per Handy für 79 Cent die Minute anrufen, wieder Voicetree-Hölle. Nach Durchlaufen aller Stationen erklingt eine schlecht aufgenommene Frauenstimme und informiert darüber, dass alls Plätze besetzt sind und man bitte später nochmal anrufen soll.

Kurz danach fällt man als Fassungsloser Anrufer zurück in das Voice-Menü, wo man weitere Fragen gestellt bekommt, bis selbst dieses Menü irgendwann einfach auflegt. Beim Nachsehen stellt sich heraus: Es war zweimal die selbe Nummer!

Armes Deutschland!

Schöne Worte für „Gib uns dein Geld!“

Kaum irgendwo in unserem sprachlichen Alltag gibt es mehr schöpferische Kreativität als bei Worten für Geld, das bezahlt werden soll. Synonyme für den schlichten Begriff „Preis“ sind so zahlreich wie Worte für Schnee bei den Inuit (letzteres soll übrigens eine Legende sein).

Hier eine kleine Sammlung mit Bitte um weitere Anregungen.

Abgabe
Abgeltung
Abschlag
Agio
Appanage
Aufschlag
Ausgabeaufschlag
All-In-Fee
Anderkosten
Anteil
Anzahlung
Aufgeld

Barbetrag
Bearbeitungspauschale
Betrag
Beitrag

Courtage

Damnum
Disagio

Einsatz
Fee
Gebühr

Hebesatz
Kaufpreis
Kosten
Kostenbeteiligung
Kostenpauschale
Mahngebühr
Miete
Mietzins
Mietprovision
Säuniszuschlag
Steuer
Summe
Pauschale
Preis
Provision
Total
Wert
Zuschlag
Zuwendung
Zwischensumme

Ton != träger

Die Musikindustrie hat selbst nach über 10 Jahren den Schuss immer noch nicht gehört. Das massenhafte Abmahnen und Verklagen kann nur als das verzweifelte Festhalten an alten Besitzständen gewertet werden. Dann nehmen wir eben jetzt einfach unsere Musik aus dem Radio auf, uraltes Verfahren. Was wollt ihr dagegen machen, Tonträgerwirtschaft? Spätestens jetzt entpuppt sich das ewige Genöle über vermeintlich entgangene Gewinne als dummes Gewäsch (sei nicht böse, Dieter Gorny;). Der Prozess, gegen den sich eine ganze Branche mit Händen und Füßen zu wehren versucht, ist schlicht und einfach einfach eine Konsolodierung über den Preis. Im selben Moment, in dem der Preis der Industrie endlich auf einem unter zeitgemäßen Bedingungen konkurrenzfähigen Niveau ankommt, ist die Krise ausgestanden.

TIN – Die bundeseinheitliche Steuernummer kommt

Jeder Bundesbürger bekommt eine eindeutige 12-Stellige ID, die zusammen mit Namen und Adresse zentral gespeichert wird. Ein seit der gescheiterten Volkszählung in den 80ern vergeblich gehegter Traum der Verwaltungen geht nun doch endlich in Erfüllung, gleichzeitig werden die schlimmsten Befürchtungen aller Datenschützer Realität. 82 Millionen Datensätze sind als Datenbank eine Datei von ein paar hundert Megabyte Größe, jeder bessere Heim-PC kann damit heute bequem umgehen.

Der übereifrige Amtschimmel hat damit bald millisekundenschnellen Zugriff auf jeden einzelnen von uns. Der bis dato nicht vorhandene Datenverbund zwischen den Behörden ist damit beschlossene Sache.

Kinderleicht ist die Verknüpfung mit weiteren Daten wie Kontobewegungen, Kreditkarten oder Kaufverhalten, hat sich die TIN erst in allen Bereichen durchgesetzt. TIN bedeutet übrigens „Taxpayer Identification Number“ und ist trotz des englischen Namens keine europäische sondern eine rein deutsche Erfindung (Fast möchte man Denken: „Könnten wir nicht gleich komplett auf Englisch umstellen und die deutsche Sprache ganz abschaffen?“).

Die bundesweit eindeutige Steuernummer ist jedenfalls tief beunruhigend für jeden, der sich ein bisschen mit Datenmodellen auskennt. Aber was soll’s, es gibt kein Entrinnen mehr. Auch wenn man seine TIN aus Protest niemals annähme und sich weigerte, Sie zu benutzen, irgendwann muss man Sie bei jeder Internetbestellung und jedem Bankgeschäft angeben. Endlich ist jeder auch für den Staat nur noch eine Nummer.